Rezension


Rezension zu Yoga-Elementarkurs, Bd. 3, Kreislauf, 2.Auflage, 2004

von Thomas Huber

„Der Band ist eine Zumutung“ – so der Kommentar eines Psychiaters, der sich seit einigen Jahren in meine Marma-Yoga-Kurse für Fortgeschrittene begibt. „Doch!“ fügte er lächelnd und verschmitzt hinzu, „War nicht der Verfasser immer schon seit seinem Erscheinen auf der Yoga-Bühne vor mehr als dreißig Jahren eine Zumutung?“ In diesem 3. Band der gesundheitspädagogischen Reihe ist Rocque Lobo sich wie in allen früheren Werken aus seiner Feder treu geblieben. Er gewährt dem Leser Einblick in seine Arbeitsweise und jetzt am Ende seiner eigenen beruflichen Laufbahn als Professor für Gesundheitspädagogik und Sozialpädagogik an der FH-München legt es ein geschichtliches Dokument über den Werdegang der „Wissenschaft des Yoga“ in Deutschland und ihrer Auseinandersetzung mit dem Gesundheitssystem in Deutschland und mit der allgemeinen Volksbildung seit 1968 dar. Das Buch ist kein Fastfood. Man kann es nicht konsumieren wie die vielen anderen Yoga-Bücher auf dem Markt oder sich an den schönen gelenkigen Fit-Frauen-Gestalten im Vier-Farben-Druck satt sehen. Schon die Farben des Umschlags sind provozierend; dann spannt der Verfasser den Bogen von Körperhaltungen über Gesundheitspolitik und Philosophie-Geschichte bis hin zur psychophysiologischen Untersuchungen über die Wirkung von sozialer oder physischer Beschleunigung auf den Blutkreislauf des Yoga-Übenden in der heutigen industriellen Welt. Die Ergebnisse dieser mit Unterstützung des Forschungs- und Ingenieurzentrums der Firma BMW durchgeführten Versuche sollten jeden ernstzunehmenden Yoga-Lehrer nachdenklich stimmen.

Von daher ist das Buch nicht nur als lesenswert einzustufen, sondern als Meilenstein des transkulturellen Transfers des Yoga in die heutige westliche Welt.

Es ist wie ein Manifest der altindischen Philosophie und ein Fehdehandschuh an alle, die aus Yoga eine Art Fitnessakrobatik, Tiefseetaucher-Atemtechnik oder Softy-Wellness-Pflege machen wollen. Es macht Schluß mit der Vorstellung vieler von uns, daß Yoga sich am besten verkaufen läßt, wenn man hinter dem Namen den „Style“ der Schule, in welcher man die Akrobatik gelernt hat, angibt. Diese kritische Bestandsaufnahme der Yoga-Geschichte in Deutschland dürfte sicherlich allen Yoga-Lehrenden und –Lernenden als Ergänzung zur Sicht des BDY von großem Interesse sein.

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